Ausstellung „Gesichter der Demokratie“ eröffnet

Die Demokratie hat viele Facetten – und ist unverzichtbar

Nach monatelangen Vorbereitungen mit Schreibwerkstätten, Fotoshootings und inhaltlichen Diskussionen war es am Montag endlich soweit. Die im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ geförderte Ausstellung „Gesichter der Demokratie“ wurde am 27. Januar 2020 feierlich in der St. Trinitatiskirche in Wolfenbüttel eröffnet.

Falk Hensel, der Vorsitzende der Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V., begrüßte die fast 140 Gäste, unter denen sich neben den zahlreichen Erwachsenen auch viele Jugendliche und einige Kinder befanden. „Demokratie hat da Grenzen, wo es um Rassismus geht“ betont er und wünscht sich dabei eine „wehrhafte Demokratie“. 
Astrid Hunke, die Leiterin der Freiwilligenagentur, führte durch das Programm. „Wir wollen Gesicht zeigen, demokratisches Handeln unterstützen und auf diese Weise die Abkehr von der Menschlichkeit aufhalten“, sagte sie.

In der Ausstellung werden Foto-Kunstwerke gezeigt, die ein persönliches Statement zur Demokratie, zum Grundgesetz und zu den Menschen- und Bürgerrechten enthalten.

(v.l.): Dunja Kreiser, Dieter Schultz-Seitz, Dörte Weddige-Degenhardt, Dr. Otmar Dyck, Sabine Resch-Hoppstock und Falk Hensel mit den Ausstellungsfotos von Franziska Giffey, Fariba Baleshzar und Christiana Steinbrügge.
Foto: FWA Jugend-Soziales-Sport e.V.

Auch Dieter Schultz-Seitz, Hausherr und Propst der Evangelisch-Lutherischen Propstei Wolfenbüttel, wies darauf hin, dass die Gesellschaft wachsam gegen demokratiefeindliche Bedrohungen bleiben muss. Christiana Wagner-Judith, Stellvertretende Landrätin des Landkreises Wolfenbüttel, ergänzte um persönliche Eindrücke und erzählte von ihrer Jugendzeit, in der sie neue Monate lang in Polen lebte, und dort mehrmals die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager in Ausschwitz besuchte. Als Deutsche, betonte sie, hätten wir eine besondere Verantwortung, die sich aus unserer Geschichte ergäbe. Die Verbrechen des Nationalsozialismus hätten ihren Anfang in Ausgrenzung genommen und seien in Auschwitz gegipfelt.

Rund 140 Gäste besuchten die Vernissage

Bernd Retzki, der Sozialdezernent des Landkreises Wolfenbüttel, lieferte fachlichen Input und hob die Bedeutung des Begriffes „Menschenwürde“ hervor, der vom Artikel 151 in der Verfassung der Weimarer Republik in den Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gewandert sei. Hier genieße er nunmehr „Ewigkeitsgarantie“ und sei damit unabänderlich – eine vorausschauende Entscheidung, die die Eltern des Grundgesetzes angesichts der gerade erst vergangenen Schrecken des Naziregimes getroffen hatten.

Christiana Wagner-Judith, Stellvertretende Landrätin des Landkreises Wolfenbüttel

„Buddy“ Dirk, der sich in der Positiv Lounge der Braunschweiger Aids-Hilfe engagiert, knüpfte an seinen Vorredner an und betonte, dass Menschenwürde für jeden und jede zu gelten habe – auch für Menschen, die mit dem HIV-Virus infiziert seien. Er ist von der Deutschen Aidshilfe (DAH) geschult und dort ehrenamtlich als „buddy“ tätig – buddy.hiv – Starthilfe fürs Leben mit HIV. Die Positive Lounge ist ein unabhängiges Netzwerk für HIV-Positive, Partner, Freunde und Familienangehörige – für ein Leben in Würde, seelische Gesundheit und Lebensqualität.

Auch die gebürtige Iranerin und Ehrenamtliche der Freiwilligenagentur Fariba Baleshzar – eine „starke Frau“ wie Astrid Hunke betonte – ging in ihrem Beitrag darauf ein, dass die Menschenrechte für alle gelten, für Frauen ebenso wie für Menschen in anderen Ländern. Alamuta Da Cunha, die sich unter anderem im Jugendforum Wolfenbüttel engagiert, warb um Verständnis für die Jugend, deren Vorgehensweisen manchen Erwachsenen zwar „extrem“ vorkommen würden – Stichwort „Friday for future“ – aber in den Augen der Jugendlichen nur konsequent und notwendig seien. Sie appellierte an die anwesenden Politikerinnen und Politiker die Jugendlichen mit ihren Forderungen ernst zu nehmen. 

Beleuchtete Trinitatis-Kirche in Wolfenbüttel (Foto: F. Hensel)

Die Redebeiträge wurden durch die Improvisationsmusik von Peter Pardylla, Horst Rimke und Claudia Soluk-Pardylla aufgelockert. Schließlich eröffnete Astrid Hunke die Ausstellung mit den 40 großformatigen Porträts offiziell. „Wenn Demokratie fehlt, fehlt alles“ und „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“, lauten zwei der eindrucksvollen Statements auf den Bildern. Die „Fotomodelle“ ließen es sich nicht nehmen, den Gästen ihr jeweiliges Bild selbst vorzustellen und ihr Meinung näher zu erläutern. Das bereitete allen Anwesenden sichtlich Freude. 

Es gibt auch Führungen – die Teilnehmer*innen stellen ihre Bilder selbst vor

Eine Besucherin brachte die Eindrücke auf den Punkt: „Diese Ausstellung passt sehr gut in die Zeit. Die Politik hat verstanden, dass es so nicht weitergehen kann und der Bürger ist von seinem Biedermeier-Sofa aufgestanden. Jetzt wissen beide nicht recht, wie es weitergehen soll. Da ist es gut, ein Forum dafür anzubieten. Die Ausstellung ist das positivste und persönlichste, was ich seit langer Zeit gesehen habe, sehr interessant und gut umgesetzt.“

Drei „Gesichter der Demokratie“

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Februar in Wolfenbüttel zu sehen. Am 29. Januar, 4. Februar und 6. Februar finden jeweils von 17.30 bis 18.30 Uhr Führungen mit Verantwortlichen und Teilnehmer*innen des Projekts statt. Danach geht sie nach Braunschweig (Eröffnung in der Volkshochschule / Alte Waage am 12. Februar um 18 Uhr), Schöppenstedt (März) und Lehre (April). Weitere Stationen sind geplant…

Text: A. Klingenberg / O.Ding
Fotos: F. Hensel / Pressefotos Freiwilligenagentur