Demokratiekonferenz 2022 in Wolfenbüttel

Mehr Lust auf Politik wagen


Wolfenbüttel. 50 Menschen kamen am 19. Oktober zur Demokratiekonferenz 2022 ins Gästehaus der Bundesakademie für kulturelle Bildung „Schünemannsche Mühle“. Die Konferenz, die von der Partnerschaft der Demokratie im Landkreis Wolfenbüttel ausgerichtet wurde, wandte sich unter dem Motto „Lust auf Politik“ an alle Menschen im Landkreis Wolfenbüttel. Die hiesige Partnerschaft für Demokratie wird vom Landkreis Wolfenbüttel und der Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. getragen.

„Unsere Demokratie lebt davon, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen und die politischen Entscheidungen mittragen“, sagte Christiana Steinbrügge, Landrätin des Landkreises Wolfenbüttel, zur Begrüßung, „Demokratie braucht Einmischung für bessere Entscheidungen, die unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen berücksichtigen.“

„Demokratie wird immer mit Problemen assoziiert, damit, dass sie bedroht ist und dass sie in der Krise steckt. Das ist auch nicht völlig falsch, aber die Demokratie in Deutschland und Europa ist auch eine beispiellose Erfolgsgeschichte“, ergänzte Falk Hensel, Vorsitzender der Freiwilligenagentur, in seinem Grußwort.

Erster Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt des Helmstedter Poetry Slammers Dominik Bartels, der in seinem Beitrag die deutsche Demokratie mit einem Auto verglich: „Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass unser Demokratie-Straßenkreuzer durchaus noch gut in Schuss ist. Er hat hier und da ein paar Macken und benötigt in regelmäßigen Abständen ein Update, aber seit über 70 Jahren hat er uns zuverlässig durch den ganzen Irrsinn begleitet. Lasst ihn uns gemeinsam pflegen, umsorgen und in Schuss halten.“

Es folgten zwei Workshops zu Meinungsbildung und Mitbestimmung in der Demokratie und als Abschluss eine Podiumsdiskussion mit dem Landtagsabgeordneten Björn Försterling, den Mitgliedern des Kreistags Christel Seigneur und Dennis Sabisch sowie mit Tyrone Grund von der Jugendinitiative für politische Partizipation. 

Die Soziologin Sahra Nell beschrieb in ihrem Impuls-Vortrag die Problematik, dass Menschengruppen aufgrund bestimmter Merkmale – zum Beispiel soziale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit, Alter oder Geschlecht – in politischen Ämtern unterrepräsentiert sind. Tyrone Grund sprach sich im Anschluss daran für ein Jugendparlament auf Kreisebene aus, damit junge Menschen in der Politik besser vertreten sind.

Christel Seigneur, sah die Verantwortung auch bei den Parteien, die sich verstärkt darum bemühen sollten, Menschen auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft als Mitglieder zu werben. Auch eine gesetzliche Frauen-Quote hielt sie für erforderlich, um geschlechtliche Parität in der Politik durchzusetzen.

Dennis Sabisch mahnte an, „nicht nur Symptombekämpfung zu betreiben, sondern Probleme an der Wurzel fassen“. Daher seien neben dem Rollendenken, das schon im Kindergartenalter eingeübt werde, auch die Lohnunterschiede in der Bevölkerung mitzudenken. Politische Partizipation sei Luxus, meinte auch Tyrone Grund und forderte, mehr Zugang für Auszubildende zu schaffen. Björn Försterling sah einen Weg für mehr Partizipation dieser Gruppen darin, Hürden bei der Bildung abzubauen.

Die kontrovers geführte Diskussion wurde von Leon Bischoff, Mitglied des Begleitausschusses der Partnerschaft für Demokratie, souverän geleitet.

Auch nach der offiziellen Beendigung der Konferenz wurde noch eifrig weiter diskutiert. Ein Teilnehmer zog das Fazit, dass die eigentliche Frage sei, was man selbst bereit sei, für die Demokratie zu geben und dafür tun könne. Eine Frage, der die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wolfenbüttel auch in den nächsten Jahren nachgehen wird.