Integration durch ein Ehrenamt im Bürgerzentrum

Alloysius übt ein Ehrenamt in Siegfrieds Bürgerzentrum aus

Interview zum Projekt „Gut integriert durch ein Ehrenamt“ am 19.03.2018, Siegfrieds Bürgerzentrum, Mittelweg 52, 38106 Braunschweig, während des laufenden Spieleabends

Bürgerzentrum

Barbara Klerings und Oliver Ding von der Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. waren zu Besuch im „Siegfrieds Bürgerzentrum“ im Siegfried-Viertel in Braunschweig. Das Bürgerzentrum ist ein gemeinsames Angebot des Vereins Pro Siegfried e.V., der Lebenshilfe Braunschweig und der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten. Hier finden Veranstaltungen und Freizeitangebote für alle Bürger statt.

Bürgerzentrum

Die Lebenshilfe organisiert jeden Montag einen offenen Spieleabend im Bürgerzentrum, den Frau Jacqueline Thomas ehrenamtlich leitet. Sie wurde interviewt zusammen mit: Frau Julia Gebauer, Lebenshilfe Braunschweig, und Alloysius, Ehrenamtlicher, sowie Herrn Dr. Klaus Brinkmann, der Alloysius in einer Patenschaft begleitet und unterstützt.

Beim Spieleabend im „Siegfrieds Bürgerzentrum“ kommen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, die meisten aus dem Stadtteil, zusammen und spielen gemeinsam Brett- und Kartenspiele. Das Lieblingsspiel der meisten ist Kniffel. Hier helfen Jacqueline und Alloysius den Menschen, die beim Rechnen und Aufschreiben der Zahlen Unterstützung brauchen.

Siegfrieds Bürgerzentrum

Alloysius ist vor 15 Monaten aus Ruanda nach Deutschland gekommen. Der 25-jährige hat bei seinem Studium in Physik den Bachelor erreicht. Er möchte in Deutschland sein Studium fortsetzen und mit dem Master abschließen. Er weiß, was er dafür am Dringendsten benötigt: Die deutsche Sprache.

Dabei hilft ihm seit November 2016 Herr Dr. Klaus Brinkmann, ebenfalls Physiker (im Ruhestand). Kennengelernt haben sich die beiden in einem Sprachlernangebot in der (ehemaligen) Flüchtlingsunterkunft Saarbrückener Straße. Dort hat sich Herr Brinkmann als ehrenamtlicher Sprachlehrer engagiert. Ihm ist dabei aufgefallen, dass Alloysius besonders fleißig die deutsche Sprache lernt und der Wille zur Integration bei ihm groß ist. Weil es aber auch wichtig ist, im Alltag die deutsche Sprache anzuwenden, haben sie sich bei der Freiwilligenagentur gemeldet und nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit für Alloysius angefragt. Diese konnte ihn dann an das Siegfrieds Bürgerzentrum vermitteln.

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Nachdem Alloysius zunächst ein Praktikum an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel absolviert hatte, hat Herr Brinkmann ihm anschließend
zu einem Praktikum an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig verholfen und ihn bei der erfolgreichen Bewerbung für ein Brückenstudium an der TU Braunschweig unterstützt. Alles soll ihn für die Aufnahme eines regulären Studiums an der TU qualifizieren. Darüber hinaus versuchen Herr Brinkmann und seine Frau, Alloysius so etwas wie eine Ersatzfamilie zu sein. Sein Rat an Geflüchtete: „Sie sollen nicht nur unter sich bleiben, sondern aktiv sein, die heimische Kultur und Leute kennenlernen, sich das Zusammenleben abschauen.“

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Im Gespräch mit Alloysius merkt man, dass er selbstbewusst Deutsch spricht: „Ich höre hier viel und kann damit meine Sprache verbessern“, sagt er. Die Tätigkeit mit den Menschen in der Spielerunde macht ihm viel Spaß: „Man lernt so viel voneinander“.

Für Jacqueline, Studentin der Geisteswissenschaften an der Technischen Universität, ist er eine wertvolle Unterstützung, weil er so gut mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern umgeht und stets aufmerksam und hilfsbereit ist.

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“Es ist bemerkenswert, dass sich seine Sprachkenntnisse ständig verbessern“, sagt Julia Gebauer. Auf die Frage, ob es etwas Besonderes sei, dass ein Geflüchteter ein Ehrenamt im Bürgerzentrum ausführt, sagt sie: „Das ist zwar neu für uns, hat aber gleich super geklappt. Wir freuen uns hier über alle Leute die mitmachen möchten. Die Menschen hier nehmen alle so an wie sie sind. Von Hemmnissen durch mögliche Kultur- oder Sprachbarrieren ist hier nichts zu spüren.“

Das Ziel von Alloysius ist es, Sicherheit zu haben. Er möchte unbedingt in Deutschland bleiben und sein Studium beenden. Dazu muss er noch viel lernen, neben der deutschen Sprache auch für das Fach Physik. Dazu würde er sich mehr Ruhe in seinem Wohnraum wünschen – er wohnt zusammen mit weiteren Geflüchteten in einer Wohnung in einer Flüchtlingsunterkunft. Sein Lernwille wird ihm helfen, ans Ziel zu gelangen.

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Das Projekt „Gut integriert durch ein Ehrenamt in Braunschweig“ wird im Rahmen „Gemeinwesen orientierte Projekte (GWOP)“ gefördert vom Bundesministerium des Inneren