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Die Umfrageergebnisse zum Thema „Barrierefreiheit in Wolfenbüttel“ liegen vor

Die Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. hat im Mai 2022 eine Umfrage zu Barrierefreiheit in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt „Inklusion im Sauseschritt“ im Rahmen des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung von der Aktion Mensch. Das Motto des diesjährigen Aktionstags lautete „Tempo in die Inklusion bringen – barrierefrei zum Ziel!“.

Haupt- und Ehrenamtliche der Freiwilligenagentur halfen, den Fragebogen zu erarbeiten. Dieser wurde daraufhin per E-Mail an diverse Institutionen verschickt und zusätzlich ausgedruckt und verteilt.  Auch auf der Homepage der Freiwilligenagentur war er zu finden. Durch Anzeigen in der Zeitung und sozialen Netzwerken wurde er zusätzlich beworben.

60 Rückmeldungen gab es daraufhin. Die weitaus meisten kamen aus der Stadt Wolfenbüttel, aber auch aus den anderen Kommunen im Landkreis sowie aus dem Umland haben sich Personen zurückgemeldet. Es zeigte sich, dass viele der Teilnehmenden selbst auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Eine andere große Gruppe waren Angehörige von Menschen mit Behinderungen. Andere Teilnehmende haben beruflich mit dem Thema zu tun oder interessieren sich einfach dafür. Personen, die selbst auf Barrierefreiheit angewiesen sind, sehen den Stand der Inklusion in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel insgesamt kritischer.

Von denen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, haben die meisten eine Gehbehinderung, doch auch Menschen mit anderen Beeinträchtigungen haben den Fragebogen ausgefüllt. Altersmäßig konnte fast die gesamte Bandbreite abgedeckt werden. Nur Jugendliche und junge Erwachsene sind eher zurückhaltend gewesen. Das Durchschnittsalter liegt bei knapp unter 47 Jahren.

Während Stadt und Landkreis Wolfenbüttel insgesamt durchschnittliche Werte erreichten, gab es in bestimmten Bereichen Ausschläge nach unten und nach oben. Unterdurchschnittliche Werte haben hierbei öffentliche Plätze, Straßen und Wege sowie Cafés, Restaurants und Geschäfte erzielt. Die besten Werte haben hingegen die gesundheitlichen Einrichtungen im Landkreis erreicht, allen voran das Städtische Klinikum. Die Fragen zu bestimmten Bereichen, vor allem bei Freizeit und Kultur, sind jedoch von einigen Menschen gar nicht beantwortet worden. Bedeutet das etwa, dass manche Menschen mit Beeinträchtigungen gar nicht erst versuchen, am kulturellen Leben teilzuhaben? 

Im Umfragebogen hat es die Möglichkeit gegeben, Barrieren konkret zu benennen. Hiervon ist ausgiebig Gebrauch gemacht worden. Bleiben wir bei den Barrieren auf den Straßen und Wegen im Landkreis und in der Stadt: Insbesondere das in Wolfenbüttel weithin verlegte Kopfsteinpflaster (vor allem auf dem Stadtmarkt und dem Schloßplatz) wird von vielen Menschen als Barriere empfunden, aber auch fehlende oder zu steile Rollstuhlrampen, zu hohe Bordsteinkanten sowie schmale und krumme Gehwege wurden oft genannt. Auch Parkhäuser und Parkautomaten sind nicht immer behindertengerecht gestaltet. Zu kurze Grünphasen für Fußgänger:innen, zugeparkte Bordsteineinsenkungen und abgesperrte Bürgersteige zählen ebenfalls zu den Dingen, mit denen Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben. Im ländlichen Raum sieht es nicht besser aus: Auch hier fehlen geeignete Wege für Rollstuhlfahrer.

Eng mit der Problematik der Straßen und Wege hängt das Fahren mit Bus und Bahn zusammen. Hierbei scheint es zwar Verbesserungen zu geben, doch noch immer sind nicht alle Haltestellen barrierefrei, zudem auch nicht alle öffentlichen Verkehrsmittel behindertengerecht gestaltet zu sein scheinen.

Die nächsten Hürden warten in den Geschäften und in der Gastronomie: Auch diese sind oft nur über Stufen zu erreichen. Außerdem sind sie oft zu eng und haben keine Behindertentoiletten.

Allerdings gibt es auch positive Beispiele. Hier seien (jeweils mit Einschränkungen) zum Beispiel das Städtische Klinikum Wolfenbüttel, das Stadtbad Okeraue, das Hauptgebäude des Rathauses in Wolfenbüttel und die Stadtbücherei Wolfenbüttel genannt. Auffällig ist, dass es sich dabei ausnahmslos um öffentliche Einrichtungen handelt. „Das liegt wohl daran“, vermutet Axel Klingenberg von der Freiwilligenagentur, „dass Interessenvertretungen wie der Behindertenbeirat hier mehr Einfluss bei der Gestaltung haben als bei privaten Bauten.“

Wie kann also Wolfenbüttel künftig noch barrierefreier gestaltet werden? Eine Schlussfolgerung könnte sein, dass künftig einfach gleich barrierefreier gebaut müsste. Also zum Beispiel ohne Stufen und mit mehr geräumigen Fahrstühlen. Auch die Fußwege müssten breiter und gerader werden, die Straßenüberquerungen sicherer, und dem Fuß- und Radverkehr müsste allgemein mehr Platz gegeben werden. „Alle Menschen sollten mehr miteinander sprechen darüber, was sie unter Inklusion verstehen und an welche Orte sie kommen (können). Es sollte mehr Rücksicht aufeinander genommen werden“, schreibt eine teilnehmende Person. Eine andere meint: „Es wäre super, wenn bei Neuplanungen und Umbauten frühzeitig Betroffene mit einbezogen werden.“

„Solche Projekte und Aktionen sind wichtig, da sie das Verständnis fördern und zum Nachdenken anregen“, fasst die Ehrenamtliche Vera Schlochtermeyer zusammen. „Um dies zu erreichen werden mehr Gespräche benötigt zwischen allen Menschen, die im Landkreis leben. Egal ob mit oder ohne Behinderung, egal ob körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigt“, lautet die Schlussfolgerung von Steffi Bischoff von der Freiwilligenagentur.

„Offensichtliche Barrieren fallen eher auf als kleinere, die aber ebenfalls beseitigt werden müssten“, ergänzt die Projektstudentin Nora Sommer, die an der Ostfalia Soziale Arbeit studiert. „Dafür brauchen wir den Input von Menschen, die am meisten mit diesen Barrieren zu kämpfen haben.“ 

Es ist noch ein weiter Weg bis zur Barrierefreiheit. Die Freiwilligenagentur wird sich weiterhin mit diesem Thema beschäftigen. Interessant wäre zum Beispiel noch genauere Erkenntnisse zu gewinnen, wie Inklusion im Bereich der Bildung und der Kultur, des Sports und der Freizeitgestaltung verbessert werden kann.

Die Umfrage wurde im Rahmen des Aktions- und Protesttages rund um den 5. Mai durchgeführt und ermöglicht durch eine Förderung von Aktion Mensch

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