Interview mit Obaidullah Zaim

Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich – Interview für das Projekt „Gut integriert durch ein Ehrenamt“

Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich - er wird von Ella Bellersen interviewt
Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich – er wird von Ella Bellersen interviewt

Im Rahmen des Projekts „Gut integriert durch ein Ehrenamt“ hat die Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. Interviews mit Teilnehmer*innen geführt. Das Projekt verfolgt das Ziel, Menschen mit Fluchthintergrund in ein Ehrenamt zu vermitteln.

Obaidullah Zaim ist seit vier Jahren in Deutschland und hat die Freiwilligenagentur bei diversen Aktionen tatkräftig unterstützt. Wir sind sehr dankbar, dass wir im Februar mit ihm ein Interview führen konnten. Ella Bellersen, Mitarbeiterin der Freiwilligenagentur hat Obaidullah Zaim zu seiner Biografie und seinen Erfahrungen im Ehrenamt befragt. 


Würden Sie sich kurz vorstellen?

Mein Name ist Obaidullah Zaim und ich bin 21 Jahre alt. Ich bin mit 17 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Insgesamt bin ich schon seit 4 Jahren in Deutschland. Seit 3 Jahren und 8 Monaten lebe ich in Braunschweig. 

Was haben Sie nach der Ankunft in Deutschland gemacht?

Ich habe zwei Monate in Hannover gelebt und bin danach nach Braunschweig gezogen. Zunächst habe ich die 10 Klasse der IGS in Volkmarode besucht. Leider war das Schuljahr schon fast vorbei. Anschließend habe ich an einem Deutschkurs teilgenommen und das B1 Niveau erreicht. Nachdem ich ein halbes Jahr Praktikum bei einem Betrieb für Anlagenmechanik für Sanitär-, Heizungs-, und Klimatechnik  absolviert habe, durfte ich dort meine Ausbildung beginnen. Nach einem Jahr musste ich die Ausbildung abrechen, da ich Differenzen mit meinem Kollegen hatte

Möchten Sie jetzt eine andere Ausbildung beginnen?

Ab den 01.08.2020 beginne ich eine Ausbildung, als Gärtner im Garten- und Landschaftsbau. Ich mag körperlich anstrengende Arbeit und arbeite gerne draußen an der frischen Luft. Ich konnte beim Bewerbungsgespräch überzeugen und freue mich sehr auf die Ausbildung.  

Was machen Sie zurzeit beruflich? 

Zurzeit arbeite ich als Nachtwächter in einer großen Firma. Ich arbeite überwiegend in Nachtschichten. Mir gefällt es in der Nacht zu arbeiten, da ich in der Nacht sehr fit bin und lieber tagsüber schlafe.  

Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich - er wird von Ella Bellersen interviewt
Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich – er wird von Ella Bellersen interviewt

Was war ihre Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Es tut gut anderen zu helfen. Wenn ich jemand unterstützen kann, tue ich das gerne. Schon im Kindesalter habe ich anderen Menschen geholfen. Ich bin überzeugt davon, dass man hilfsbedürftigen Menschen seine Unterstützung anbieten sollte. Es ist ein angenehmes und positives Gefühl anderen Menschen zu helfen. 

Wo haben Sie angefangen sich ehrenamtlich zu engagieren?

Zunächst habe ich mit Menschen mit Beeinträchtigung Fußball gespielt. Außerdem habe ich Menschen mit Beeinträchtigung zu Fußballspielen ins Eintracht Stadion begleitet und bei Bastelaktionen unterstützt. 

Was haben Sie aus dieser ehrenamtlichen Tätigkeit gewonnen?

Ich fühle mich gut, wenn ich andere Menschen unterstütze und ihnen helfe. Es ist ein positives Gefühl, wenn man Menschen unterstützt. Ich erwarte auch kein Dankeschön. Es tut einfach gut jemanden zu unterstützen, egal ob jemand das wertschätzt oder nicht. Meistens spürt man das der Gegenüberliegende sehr dankbar für die Unterstützung ist, ohne das es explizit ausgesprochen wird. 

Finden Sie, das ein Ehrenamt zur Integration beiträgt? 

Das Ehrenamt hat mir geholfen mich zu integrieren. Aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeiten musste ich viel Deutsch sprechen. Das hat mir geholfen die Sprache zu verbessern. Trotzdem muss man selber viel lernen und üben, um die deutsche Sprache zu lernen. Die eigene Motivation muss vorhanden sein. 

Außerdem konnte ich durch die ehrenamtliche Tätigkeit wichtige Kontakte knüpfen. Eine Person habe ich über die Freiwilligenagentur kennengelernt. Diese Person unterstützt mich bei Behördengängen, bei meiner Bewerbung und bei anderen Alltagsschwierigkeiten. 

Gibt es kulturelle Unterschiede? Wenn ja, waren sie ein Problem? 

Für mich waren sie kein Problem. Ich bin offen für alle Kulturen. Es gibt große kulturelle Unterschiede zu meinem Heimatland Afghanistan. Ich habe die deutsche Kultur im Laufe der Zeit immer besser kennengelernt und viel dazugelernt. Wichtig ist, dass man sich für eine neue Kultur öffnet. Manchmal fällt es mir in Deutschland schwer früh morgens aufzustehen und pünktlich zu sein. In Deutschland ist es wichtig, pünktlich zu sein. Ein Arbeitgeber sieht es nicht gerne, wenn man zu spät kommt, daran musste ich mich erst mal gewöhnen. 

Was haben Sie Neues gelernt?

Die deutsche Sprache habe ich gelernt. Insbesondere das Verstehen der deutschen Sprache gelingt mir schon sehr gut. Außerdem habe ich das Verfassen von Textnachrichten kennengelernt. Textnachrichten zu schreiben hat mich anfänglich sehr viel Überwindung gekostet, da ich keine Fehler machen wollte. In Afghanistan habe ich immer nur mit Freunden und Familie telefoniert. Zudem habe ich die sozialen Medien wie Facebook und Instagram kennengelernt. 

Des Weiteren habe ich sehr viel im Praktikum und in meiner Ausbildung gelernt. Ich könnte z.B. ohne Probleme ein neues Klo anbringen oder ein Waschbecken reparieren. Außerdem habe ich gelernt wie man Behördengänge tätigt. Am Anfang habe ich Unterstützung erhalten. Jetzt kann ich die Behördengänge alleine machen.  

Wie finden Sie das Konzept der freiwilligen Arbeit?

Ich finde das Konzept super. Mir haben auch sehr viele Menschen geholfen, als ich nach Deutschland gekommen bin. Ich bekomme immer noch sehr viel Unterstützung. Durch die freiwillige Arbeit zeige ich meine Dankbarkeit und gebe den Menschen in Deutschland ein wenig zurück. Sich zu engagieren, etwas Gutes zu tun macht mich zufrieden. Man lebt nur einmal, deshalb sollte jeder das Beste aus seinem Leben machen. Zwar muss jeder Mensch Geld verdienen, dennoch sollte es nicht die einzige Motivation im Leben sein.  

Würden Sie Neuzugewanderten empfehlen, sich zu engagieren? 

Ich würde jedem Neuzugewanderten empfehlen sich freiwillig zu engagieren, da man immer etwas von den Menschen zurückbekommt. Außerdem lernt man die Sprache zu sprechen. Sobald man die Sprache sprechen kann, fällt es einem viel leichter, sich in einem Land zu integrieren. 

Hat das Ehrenamt Auswirkungen auf Ihren Asylantrag/Verfahren?

Ich hoffe es hilft mir bei meinem Asylverfahren. Das werden die Richter entscheiden.  Ich denke es ist kein entscheidender Faktor, trotzdem nehme ich viele andere positive Aspekte aus der ehrenamtlichen Tätigkeit mit. 

Vielen Dank Obaidullah Zaim für Ihre Offenheit und Zeit!

Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich - er wird von Ella Bellersen interviewt
Obaidullah Zaim engagiert sich ehrenamtlich – er wird von Ella Bellersen interviewt


Das Projekt „Gut integriert durch ein Ehrenamt für Neuzugewanderte in Braunschweig“ ist ein über den AWO-Bundesverband ermöglichtes Gemeinwesenorientiertes Projekt (GWOP) – gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages).

Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat